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Unvorhergesehene Ereignisse bereiten mir im Alltag grundsätzlich Schwierigkeiten.
Da bilden Berührungen keine Ausnahme – ganz im Gegenteil.
So versuche ich, Körperkontakten – vor allen Dingen bei fremden Menschen – möglichst auszuweichen, weil sie für mich sehr unangenehm sind.
Das ist auch der Grund dafür, warum ich Menschenansammlungen z.B. im Bahnhof oder bei öffentlichen Veranstaltungen nicht mag. Dort lassen sich Berührungen gar nicht vermeiden, selbst dann nicht, wenn sie nur zufällig sind und aufgrund der räumlichen Enge stattfinden.

Hinzu kommen plötzliche, beabsichtigte Berührungen, auf die ich mich nicht entsprechend vorbereiten kann, vor allen Dingen dann nicht, wenn der Betreffende hinter mir bzw. nicht in meinem Blickfeld steht. Meine Reaktion in solchen Fällen ist ganz ähnlich der bei unvorhersehbaren Geräuschen – ablehnend bis schreckhaft, je nach Intensität und Empfinden.

Natürlich gibt es Menschen, bei denen ich Körperkontakt durchaus zulassen und genießen kann. Aber diese Menschen müssen mir sehr vertraut sein und der Wunsch nach einer Berührung sollte von mir kommen oder zumindest im Vorfeld abgesprochen, also nie spontan sein.
Hierbei spielt die Vorhersehbarkeit wieder eine zentrale Rolle.
Ich muss mich auf eine Berührung einstellen können, wissen, was auf mich zukommt.
Ansonsten verkrampfe ich mich und der ganze Körper steht auf Abwehr.
Durch jahrelanges Training ist es mir gelungen, einige Berührungen ertragen zu können, sie einfach über mich ergehen zu lassen, auch, wenn ich sie nicht mag, zum Beispiel das Händeschütteln zur Begrüßung. Am besten ist hier ein kurzer, fester Händedruck.
Was ich gar nicht leiden kann ist, wenn mir jemand mit seinen Händen ins Gesicht geht.
Da ziehe ich den Kopf weg und verstecke mein Gesicht, um mich vor einer erneuten Berührung zu schützen. Meine verbale Reaktion kann in dieser Situation durchaus laut und bestimmend werden.

Je leichter Berührungen sind, desto schwerer sind sie für mich zu ertragen.
So finde ich Massagen durchaus sehr angenehm, solange sie richtig fest sind, während mich leichte und flüchtige Berührungen erschrecken und ich das Gefühl habe, sie noch lange Zeit später auf der Haut zu spüren, als hätten sie sich darin eingebrannt.
Es gibt Tage, da stören mich sogar die eigenen Haare auf der Kopfhaut.
Am unangenehmsten sind Berührungen im Bereich Kopf, Hals, Taille und Füße.
Dort reagiere ich besonders empfindlich, vor allen Dingen auf leichte Berührungen wie ein Kitzeln oder auf enganliegende oder kratzende Materialien wie Wolle.
So mag ich weder Rollkragenpullover, noch Schals, jegliche Art von Kopfbedeckungen oder enge Stiefel und Schuhe. Jacken knöpfe ich nie bis zum Hals zu. Der Hals muss immer frei bleiben – auch im Winter.

Schon als Kind hatte ich Probleme mit Schlafanzügen oder Nachthemden. Die Nähte oder Hosengummis haben mich gestört, ebenso die Tatsache, dass der Stoff beim Schlafen Falten warf. Früher habe ich oft eine halbe Stunde gebraucht, bis ich den Schlafanzug oder das Nachthemd so glatt und stramm gezogen hatte, dass mich der Stoff nicht mehr störte und ich schlafen konnte. Heute trage ich meist eine bequeme Jogginghose und ein T-Shirt, das aber nicht zu lang und zu weit sein darf. Sonst würde es wieder Falten werfen, die mich beim Schlafen stören. Auch die Spannbetttücher werden von mir jeden Abend erst einmal glatt gezogen, bevor ich mich ins Bett lege.
Ebenso schlimm empfinde ich es, mehrere Kleidungsstücke (z.B. Strumpfhose und Hose) übereinander zu tragen. Das macht mich nervös.
Ich mag es auch nicht, Blusen oder T-Shirts in der Hose zu tragen. Das kitzelt, juckt und zwickt. Da wäre ich den ganzen Tag damit beschäftigt, den Stoff am Körper zu glätten und zurecht zu ziehen.

Zusätzlich gibt es Materialien, mit denen ich nicht gerne in Berührung komme, weil sie ein unangenehmes Gefühl wie Juckreiz und Kratzen zum Beispiel bei Wolle, Kribbeln, Druck auf der Haut oder ein Gefühl des Ekels hinterlassen wie alles Glibberige und Matschige.
Auch hier versuche ich, einen direkten Kontakt zu vermeiden, was in den meisten Fällen besser gelingt als bei Berührungen durch Menschen, auf die ich nur bedingten Einfluss habe und die sich in vielen Situationen im öffentlichen Leben gar nicht vermeiden lassen z.B. in überfüllten Verkehrsmitteln oder Warenhäusern.

Um eine taktile Reizüberflutung zu vermeiden ist es für mich wichtig, dass ich unangenehme Berührungen möglichst vermeide oder mich ihnen im Falle einer Unvermeidlichkeit so schnell wie möglich wieder entziehen kann.
Gelingt das nicht, können – je nachdem – panische Reaktionen auftreten, die sich in der Regel durch eine erhöhte innere Anspannung und Unruhe und einem damit verbundenen erhöhten Bewegungsdrang bis hin zu einer Flucht-und Abwehrhaltung bemerkbar machen.

Bei einer Berührung mit von mir als unangenehm empfundenen Materialien ist es wichtig, dass ich mir anschließend die Hände waschen oder mich umziehen kann, um den Reiz von der Haut vollständig zu entfernen und einem häufig auftretenden Juckreiz als Folge des Hautkontaktes vorzubeugen.

Unverzichtbar sind für mich Ruhephasen, in denen ich mich von möglichst allen taktilen Reizen zurückziehen und Berührungen – egal, welcher Art – aus dem Weg gehen kann.