Schlagwörter
Angst, Asperger-Syndrom, Außen, Autismus, Erstarrt-Sein, Fremdes, Innen, Vertraut-Sein
A. Vertrautes
Sie holt mich für drei Stunden aus dem Erstarrt-Sein.
In ihrer Gegenwart kann ich ein kleines Stück vom Außen zulassen.
Zumindest für einen Moment.
Das Vertraute ist ein sicheres Gefühl und ermöglicht, dass sie mit mir über die
Angstworte spricht und sich mit ihrer Unterstützung Blockiertes im Handeln löst.
Sie schafft das, obwohl es mich sehr viel Kraft kostet.
Ich kann mich darauf einlassen, weil sie ein Innen-Mensch ist.
Ihr Dasein beruhigt mich und gibt mir Halt.
Und ich brauche Innen-Halt, wenn so viel Außen-Halt verloren gegangen ist.
Wenn das Außen nur noch unsicherer Ort ist und ich im Innen eingeschlossen bin und erstarrt.
Wenn sich jahrelang erhaltene Außen-Strukturen durch vom Außen herbeigeführte Veränderung auflösen und der Alltag seine Routinen verliert oder bereits verloren hat.
Während sie bei mir ist, brauche ich das Kratzen nicht.
Ihre vertraute Stimme entspannt mein Innen-Sein und lässt die Hände ein wenig zur Ruhe kommen. In ihrer Gegenwart muss ich nicht funktionieren, sondern kann Ich sein. Endlich Ich sein und mein Fühlen versuchen in Worte zu fassen, welches mich seit Tagen überrennt. Sie hilft mir, das Durcheinander in meinem Innen-Sein zu sortieren und das Außen zu begreifen, das mir oft fremd ist und dessen Verhalten mir Angst macht, weil ich es nicht kontrollieren kann.
Weil es unvorhersehbar ist und sich nicht planen lässt, obwohl mir das Planen so wichtig ist.
Ich bin froh, dass es sie gibt. Dass sie mir jetzt gegenübersitzt und zuhört.
Dass sie mir Dinge abnimmt, mit denen ich überfordert bin. Die sonst liegenbleiben würden, obwohl sie wichtig sind. Dass sie die notwendigen Gespräche mit dem Außen führt und ich nicht reden muss mit Menschen, die mir fremd sind.
B. Das Fremde und die Angst
Ich bin zu erschöpft, um mich auf einen fremden Menschen einzulassen.
Das Fremde macht mir Angst. Zwingt mich zum Rückzug.
Sobald sie davon spricht, kehrt das Erstarrt-Sein in mir zurück.
Ich muss mich konzentrieren, um ihren Worten weiter folgen zu können.
Worten, die von Fremdem sprechen und doch den vertrauten Klang ihrer Stimme haben.
Ich will das Fremde nicht. Es darf nicht in mein Innen-Sein gelangen.
Es muss im Außen bleiben. Darf nicht noch mehr Raum einnehmen.
Allein das Sprechen darüber macht mir Angst. Große Angst.
Angst, die meine Hände zerkratzt hat und wieder zerkratzen wird.
Ich will nicht!
Ich will nicht!
Ich will nicht!
Ich muss lernen, diesen Satz laut auszusprechen.
Ihn immer und immer wieder formulieren, bis er ins Außen gelangt.
Ins Außen gelangt und gehört wird.
Ich will nicht!
Ich will nicht!
Ich will nicht!
Sie hört meine Worte und versteht.
Weil sie ein Innen-Mensch ist und ihr Vertraut-Sein Halt gibt.
Und ich brauche Innen-Halt, wenn so viel Außen-Halt verloren gegangen ist.
Wenn das Außen nur noch unsicherer Ort ist und ich im Innen eingeschlossen bin und erstarrt.
Wenn sich jahrelang erhaltene Außen-Strukturen durch vom Außen herbeigeführte Veränderung auflösen und der Alltag seine Routinen verliert oder bereits verloren hat.
Ich brauche Vertrautes und nicht Fremdes, das mir noch mehr Angst macht und mich zusätzlich belastet.
Laut muss ich werden, bis das Außen meine Worte endlich hört.
Mich aus dem Erstarrt-Sein lösen, damit meine Worte und mein Fühlen nach Außen dringen und ich nicht schweige.
Ich will nicht!
Ich will nicht!
Ich will nicht!
Sobald sie gegangen ist, werde ich diesen Satz üben.
Ihn immer und immer wieder laut vorsagen, bis er mir vertraut geworden ist und Sicherheit gibt. Sicherheit, dass ich das Fremde nicht zulassen muss, wenn ich es nicht will.
Dass mich niemand dazu zwingen kann. Dass es meine Entscheidung ist, was ich will.